28.10.2020: Nitzbergs russische Dichter - Georgi Wladimirowitsch Iwanow

28.10.2020: der Dichter Georgij Wladimirowitsch Iwanow (geb. 1894 im Russ. Reich/gest. 1958 in Frankreich)

 

Aufgrund der verschärften SARS-CoV-2-Regelungen bzw. Sitzplatz-Beschränkung wird um eine Vorabreservierung gebeten - ggf. bitte spätestens bis 27.10.2020 über den Kontaktbereich dieser Website.

 

Vortrag durch Alexander Nitzberg

 

Beginn um 19:00 Uhr im Café Korb, 1., Tuchlauben 9.

 

Alexander Nitzberg hat den "Zerfall des Atoms" Georgi Iwanows ins Deutsche übersetzt.

 

Hier eine kurze Einführung durch Alexander Nitzberg:

 

Georgij Iwanow: Zerfall des Atoms

 

Trotz seiner Kürze zählt das Werk »Zerfall des Atoms« von Georgij Iwanow (1894-1958) zu den wichtigsten Schlüsseltexten der russischen Exilliteratur. Als das Büchlein 1938 in einer Auflage von nur 200 Exemplaren in Paris erschien, löste es unter den russischen Schriftstellern einen Skandal aus und spaltete die Geister. Während Dmitri Mereschkowski es als »genial« anpries und seine Ehefrau Sinaida Hippius, die grande dame der Pariser Emigrantenszene, ausrief, Iwanows Buch wolle keine Literatur sein und übersteige von seiner Bedeutung her die Literatur bei weitem, bezeichnete es Wladimir Nabokow, der im Verfasser einen Konkurrenten sah, als eine »sehr üble Broschüre«, die »mit ihrer dilettantischen Gottsuche und ihren banalen Beschreibungen von Klosetten« allein die unerfahrensten unter den Lesern zu verunsichern imstande sei. Wladislaw Chodassewitsch nannte den Text ein Prosagedicht und verteidigte ihn gegen den Vorwurf der Pornographie. Und für Roman Gul war das Werk »ein riskantes Manifest des modernen künstlerischen Niedergangs«.

 

»Zerfall des Atoms« steht in der Tradition Nikolai Gogols und Fjodor Dostojewskis. Seine Vorläufer finden sich in Erzählungen, wie »Der Mantel« und »Aufzeichnungen aus dem Kellerloch«. Als Abschiedsbrief eines Selbstmörders konzipiert, erteilt es eine radikale Absage an alle Kultur, die nur als hilfloser Versuch gewertet wird, das an der Menschheit nagende Nichts zu übermalen und annehmbar zu machen. Iwanow erkennt die »kosmische Häßlichkeit« durch alle Äußerungen des menschlichen Lebens hindurch: In der Liebe, in der Sexualität, in der Kunst, in der Politik. Er bemüht sich, der gleichsam metaphysischen Absurdität des Daseins einen Ausdruck zu verleihen, indem er im zweiten Teil des Werks eine eigene sinnfreie Sprache erfindet (das »Australische«), in welcher er lustige Fantasietierchen miteinander reden läßt. Das Werk steht im offenen Dialog mit der russischen Klassik und zitiert (oft genug parodistisch) Alexander Puschkin, Nikolai Gogol und Leo Tolstoi. Es ist eine tragische Kollage aus Beobachtungen, paradoxen Schlüssen, unverhüllten erotischen Darstellungen und poetischen Refrains.

Georgij Iwanow wurde 1894 auf dem Gut Puki geboren und verbrachte seine Kindheit in St. Petersburg. Er begann seit 1910 Gedichte und Erzählungen zu publizieren. In seiner Anfangsphase war er noch stark vom Futurismus geprägt. Eine enge Freundschaft verband ihn mit Ossip Mandelstam (zeitweilig hatten beide Dichter sogar eine gemeinsame Visitenkarte). Später näherte er sich dem Akmeismus an und wurde ein prominentes Mitglied der von Nikolai Gumiljow gegründeten »Dichterzeche«. Zahlreiche Auftritte gemeinsam mit Alexander Blok, Anna Achmatowa, Marina Zwetajewa, Ossip Mandelstam, Michail Kusmin u. a. 1921 heiratete er die Lyrikerin Irina Odojewzewa und reiste mit ihr über Berlin nach Paris aus, wo er zu einem der einflußreichsten Dichter des russischen Exils avancierte. Er starb 1958 in Hyères, Frankreich. Zu seinem Gesamtwerk zählen zahlreiche Gedichtbände, Erzählungen, ein Romanfragment, Memoiren »Petersburger Winter«, Essays und Kritiken sowie Übersetzungen aus dem Französischen und Englischen (u. a. Samuel Taylor Coleridge, Alfred de Musset, Voltaire und Saint-John Perse).

 

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DAHER:
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Bei Betreten des Café Korb ist UNBEDINGT eine "MNS-Maske" (Mund-Nasen-Schutz) zu tragen.

AB/SEIT 23. Oktober 2020 (bis auf Widerruf):
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